zuerst einmal sende ich ein freundliches Guten Morgen an euch alle,
ich möchte gern ein paar Gedankensplitter zum Thema "Wut" und "Vergeben" hier einfügen, die ich wertungsfrei und sanft beim Lesen der letzten Beiträge in mir trug.
Gefühle wie Wut, Angst und sogar Zorn aber auch Freude und Hoffnung- sie gehören zu uns Menschen. Würden wir sie als "schlecht" oder "falsch" bekämpfen, würden wir Menschen versuchen wollen, das "Herz" mit dem "Verstand" zu besiegen. Doch wir bestehen aus gleichen Teilen- dem Körper, der Seele, dem Herz und dem Verstand.
Wenn wir lieben, sollen wir es z.b. mit aller Kraft- mit ganzer Seele, mit all unserem Verstand und mit ganzem Herzen .
Wut also über Ungerechtigkeit und Verletzung ist nicht "falsch"- solange diese Wut nicht unser ganzes Sein bestimmt.
Vergeben- sei es in mir selbst begründet oder durch meinen sehr eigenen Weg- ich persönlich kenne unterschiedliche "Wege" und "Arten" davon.
Es ist wohl wahr, dass eine Versöhnung, also eine, wenn man es einfach formulieren möchte, höhere Stufe der Vergebung, nur wirklich völlig geschehen kann, wenn sich beide Seiten in der Verletzung aussprechen, vergeben und am größten Ziel einer menschlichen Beziehung angekommen, in die "Herzensaugen" sehen können, aus Fehlern gelernt haben und doch den Weg in eine gemeine Zukunft/oder respektvoll getrennte Wege gehen können ohne, dass Vorwürfe und Lasten im Unterbewusstsein bleiben. Diese Versöhnung braucht beide Seiten und aufrichtige Worte und Taten.
In menschlichen Beziehungen (jetzt begrenze ich das bewusst) darf, muss, denke ich sogar, Platz sein für Wut, Trauer, Angst oder Enttäuschung. "Vergeben" allein gesteuert vom Verstand, "weil wir einander vergeben sollen" , also wie eine Art Gehorsamsvergeben, kann vorübergehend vielleicht helfen, Gefühle im Zaum zu halten oder nicht alles beherrschen zu lassen, aber Wunden heilen dabei nicht.
Was also kann ( nicht unbedingt wieder dieses Wort "soll") ein Mensch tun, wenn Schuld im Raum steht und im schlimmsten Fall mein Gegenüber nichts davon sieht oder gar hören will oder kann...
Ein weiter Weg, auch mit Tränen und Wut hat mich gelehrt, dass es möglich ist, zu vergeben ohne Blick auf- "das wird der/die einmal vor dem Höchsten verantworten müssen".
Der Verstand sagt oft viel früher- man sollte es vergeben, vergessen und weiter gehen im Leben.
Das Herz aber hinkt oft hinterher, weil Wut hochsteigt oder Trauer in uns bleibt.
Dann hilft Ehrlichkeit- man kann sich zb. Zeiten nehmen, an denen man bewusst mal die Kontrolle des Verstandes im Alltag beiseite schiebt, um Gefühle für sich selbst und vor IHM auszusprechen. Manchmal bringt das Klarheit, weil man selbst erkennt, was man noch immer fühlt und wo man Hilfe, Heilung braucht. (aber bitte , ich rate ,den Verstand im alltäglichen Leben wieder einschalten nach gewisser Zeit, denn nicht jeder Mensch kann mit den Tiefen von unseren Gefühlen gut umgehen und oft wollen wir ja auch nicht, dass alle um uns herum uns ansehen, wie wir fühlen
)
Vergeben ist ein Prozeß.
Mein Verstand gibt mir den Befehl- "jetzt vergib es endlich", aber mein Herz weint und erkennt- "ich schaffe es nicht".
Selbst wenn menschlich das "Gegenüber" fehlt und keine Gespräche darüber führen will oder kann, traut euch zu, den Prozess zu beginnen und zu gehen. Ziel dabei, wenn Herz und Verstand so weit sind, ist dann nicht menschliche Versöhnung an sich, denn dazu fehlt das Gegenüber.
Ziel aber wird werden, dass ich loslassen lerne, abgeben ohne "Das wird "Gott" irgendwann für mich klären". Und ich kann mich selbst kennenlernen, aus Fehlern lernen und schließlich sogar zur Hilfe werden.
Ich weiß, es hört sich träumerisch von außen betrachtet an und unendlich weit entfernt für Menschen, die noch kämpfen.
Doch auch wenn ich nicht "vergessen" habe, was geschehen ist(auch ich kenne Misshandlungen, Missbrauch und ähnliches) und dadurch selbst viel dabei auch über mich lernen durfte, blicke ich heute frei darauf zurück. Ich durfte über Jahre vergeben lernen und loslassen in winzigen Schritten und manchmal gingen die nicht mal immer nur vorwärts.
Vergeben um meinetwillen und weil ich in dieser Aufrichtigkeit mir und anderen gegenüber leben will.
Fühle ich Wut, dann spreche ich sie aus (der Verstand soll bremsen, wo sie mich droht zu beherrschen) und erkenne, dass ich da noch Hilfe und Zeit brauche.
Wo ich aus Trauer weine, gebe ich den Tränen Platz und wo ich mich über etwas freue, zeichnet sich ein Lachen auf mein Gesicht.
Vergeben beginnt mit dem (im Verstand) Willen aber endet oder geschieht erst, wenn ich mit ganzem Herzen, aller Kraft und meinem Verstand loslassen kann. Wenn ich es (noch) nicht kann, dann hilft mir der, dessen Macht und Liebe alles übersteigt und Gnade und Geduld mit mir selbst übt.
Das wünsche ich allen, die vergeben wollen und Vergebung/Heilung suchen.
In all den Gedanken habe ich beinahe vergessen zu fragen- wie geht es euch?
Entschuldigt bitte so viele Worte, ich wünschte mir manchmal sehr, ich könnte dem Einen oder Anderen hier so viel mehr helfen als mit Worten.