ein freundliches Hallo an alle hier,
Welche guten Absichten gibt es, sich am Austausch hier zu beteiligen?
Ich weiß nicht, ob meine Absichten in aller Augen "gut" erscheinen (obwohl ich es sehr hoffe), aber von mir gut und freundlich gemeint sind sie zu/über euch von Anfang an und der Grund, warum ich mich nun nach stillem Mitlesen hier doch als user angemeldet habe.
Austauschen würde ich mich gern mit euch, wie es dem einen oder anderen inzwischen geht, obwohl ich weiß, dass ihr natürlich sehr vorsichtig gegenüber einem fremden Nick seid.
Welche Auswirkungen wären möglich und denkbar?
ich habe überlegt, wie ich formulieren könnte, was "möglich" wäre, aber dann erinnerte ich mich daran, wie dunkel, verängstigt, unsicher und manchmal hoffnungslos mir einmal Zukunft im Glauben erschien und fand schnell alle Worte wenig mutmachend.
also erzähle ich doch ein bischen von mir, denn wenn ich zurück sehe, bleibt nur Aufatmen und Dankbarkeit. Wenn es hier unpassend erscheint, bitte löschen, ich tappe in eurem Forum noch unbeholfen wie ein Baby durch die Welt
Aus Gründen, die ich hier nicht nennen mag (ich bitte um Verständnis) waren mir von Kindheit an sowohl bestimmte Glaubensgrundsätze als auch damit eng verbunden Ängste sehr vertraut und bekannt. In Gemeinschaft mit gleichartig lebenden Menschen schien es mir, als müsse ein "gläubiger Mensch" so und nur so leben, denken, reden und handeln. So bewegte ich mich sehr viele Jahre meines Lebens in diesen Kreisen, um den Halt darin nicht zu verlieren und aus Angst, "verloren zu gehen", wenn ich auch nur einen Schritt davon abginge.
"Gott" war, ohne es näher erklären zu wollen, ein unberechenbarer Richter aller Fehler und Sünden, der aus damaliger Sicht ja in der biblischen Geschichte oft genug belegbar am Auslöschen von Völkern und Menschen Macht und Stärke seiner heiligen Allmacht gezeigt hatte.
Immer wieder erlebte ich auch, wie Menschen die Gemeinschaft verließen nachdem sie unverstanden die Hoffnung auf "innere Veränderung" verloren hatten.
Es brauchte viele Jahre, bis ich selbst den Schritt wagte und Freunde, Gemeinschaft und Warnungen zurück lies.
Ich ging dennoch und anfangs schien es ein schrecklich fauler Tausch zu sein.
Ich hatte Angst in ein Loch zu fallen- und ich fiel auch in eines, denn ich war voller Wut, Entsetzen, Trauer und Unverstehen. Ich verstand nicht, warum ich plötzlich wie ein Aussätziger behandelt wurde von Menschen, mit denen ich all die Jahre zuvor so eng Glaube gelebt hatte.
Ich verstand nicht, warum scheinbar nur ich sah, dass bestimmte Dinge, die "normal" in dieser Gemeinschaft waren, völlig menschenunwürdig und entsetzlich waren.
Und das Schlimmste für mich persönlich war, dass ich innerlich neben all dem, was ich als Last zu verarbeiten haben würde in den folgenden Jahren, auch nicht mehr wußte, was ich wirklich glaubte.
Ich wusste nicht mehr, wer "Gott" wirklich war, was er wollte oder auch ob ich nicht doch als einzelner Mensch den Fehler meines Lebens gemacht hatte und zurück kehren sollte.
Glaubte ich, was ich all die Jahre für selbstverständlich gehalten hatte, oder hatte ich im Grunde meines Herzens nur aus Angst geglaubt, weil alles andere in eine dunkle Verlorenheit führen sollte?
Ich erinnere mich an diese Zeit noch heute. Ich nahm einen Zettel und überlegte mir tagelang, ob es mir gelingen würde, ehrlich mit mir und zu mir selbst zu sein.
Auf dem Zettel stand nur eine Frage: "Was glaube ich wirklich?"
Ich hatte viel Wissen, Lehre und Gemeinschaftsleben hinter mir. Doch in den Tagen, in denen ich mir nur diese eine Frage stellte, wurde mir klar, wie wenig und winzig ich mich fühlte, als ich plötzlich allein war.
Schließlich, um es abzukürzen und euch nicht Zeit zu stehlen, stand nach schlaflosen Nächten und unendlich vielen wirren Gedanken, möglichen Antworten und wieder verworfenen Ideen nur ein Satz auf dem Zettel.
"Ich weiß in meinem Inneren leider nur noch, dass DU mein Schöpfer bist und hier bist, der mich in Liebe und Geduld gemacht hat ."
Alles andere war wie zerbrochen, unsicher, und ich hatte Angst.
Doch heute weiß ich, es war für mich persönlich der Anfang, was damals wie ein Ende erschien.
Ich lernte "Gott" völlig neu kennen, ganz nah und ganz einfach ohne gläubige Floskeln, Wortwendungen, Praktiken und Ritualen.
Manche "Wunden" und Erinnerungen heilen schwer, vielleicht in diesem Leben gar nicht recht. Andere Dinge, habe ich losgelassen- nicht weil sich in jener Gemeinschaft je bis zum heutigen Tag etwas verändert hätte oder Fehler erkannt/bekannt worden wären- sondern um meinetwillen.
Ich sehe zurück auf das, was war, und es entfernt sich mit den Jahren und bleibt doch ein Teil von mir und meinem Leben.
Nicht dass ich Unrecht in solchen Gemeinschaften relativiere- UNrecht bleibt UNrecht. Doch ich hätte nie heute das Denken, Fühlen und Glauben, wenn ich mich damals nicht aufgemacht hätte und losgelassen hätte.
So banal es klingt- ich begann unter anderem mit der Frage "Wer/Wie bist du wirklich, Gott?"
wäre das nicht eine gute Auswirkung? wenn Menschen gemeinsam nach solchen Vergangenheiten fragend in die Zukunft gehen?
Ich selbst bereue aus meiner Vergangenheit, dass ich "Gott" durch Menschenfurcht erst wirklich zu entdecken beginnen konnte, als ich nichts Vertrautes mehr hatte. Doch was ich seither habe und lebe ist für mich um so viel wertvoller und lehrt mich Vertrauen in neuer Art.
ich weiß nicht, weil der Text so lang geworden ist, passt er vielleicht nicht recht hier her, aber ich wünsche allen Verwundeten, Verängstigten und Suchenden seither und jeden Tag neu, dass Glaube einfach wird, Fragen nicht "dumm" klingen und ein Miteinander Freiheit gibt.
lg
whisper