Im Januar 2015 habe ich eine mögliche Antwort zum Entschuldigungsschreiben der Spätregen Mission aufgeschrieben. Diese Gedanken möchte ich heute hier veröffentlichen:
Sehr geehrte Herren,
in der Tat, dieses Eingeständnis ist seit vielen Jahren überfällig.
Jeder vernünftig denkende Mensch, der mit einer gesunden Distanz die Abläufe innerhalb der Organisation Spätregen Mission betrachtet hat, konnte zu genau diesen Ergebnissen kommen, für die Sie sich mit diesem Brief entschuldigen. Die von Ihnen nun zugegebenen Verfehlungen sind aber bei weitem nicht so harmlos und vereinzelt, wie Sie dies darstellen möchten. Dieses System der Unterdrückung und Knechtung war in allen Bereichen des Lebens Tag und Nacht präsent und für alle Beteiligten verheerend. Nicht nur die Seele, sondern auch die Psyche der Menschen hat unter dieser zerstörenden, religiösen Diktatur gelitten.
Im Fachjargon werden die Abläufe und Rituale innerhalb der Spätregen Mission als „Geistlicher Missbrauch“ bezeichnet.
Wie oft haben Sie in der Vergangenheit Menschen mit Fluchprophetien überzogen, weil sie genau diese Missstände aufgedeckt haben? Sie haben Menschen, welche die Mission verlassen haben, nicht nur als „Ausgesiebte“ bezeichnet, sondern auch noch über diese Menschen Flüche ausgesprochen. Sie haben Unglücke, Krankheiten und Verzweiflung über diesen Menschen vorhergesagt. Sie haben Menschen sogar mit Todesvorhersagen bedroht. Sie haben nicht einmal davor zurück geschreckt, Eltern anzudrohen, dass Gott ihnen ihre Kinder nehmen würde, wenn sie nicht aufhören würden, genau die Dinge anzuzweifeln und anzuprangern, für die Sie sich jetzt entschuldigen müssen. Über Gläubige, welche die Mission verlassen wollten oder hatten, haben Sie den ewigen Tod geweissagt. Sie haben die Bibel so verdreht, dass die Menschen in Angst und Schrecken gerieten, wegen der Strafen welche sie zu erwarten hätten, wenn sie die nun öffentlich gewordenen Vergehen der Leiter und der gesamten Mission angesprochen hätten. Sie haben sich sogar erlaubt, die Prophetie für diese Verfluchungen zu missbrauchen. Die Mitglieder der Mission haben Sie dazu aufgewiegelt, in ihren Gebeten permanent solche Verwünschungen auszusprechen, über Menschen, die sich dies nicht länger haben gefallen lassen und die gegangen sind.
Sie benennen in Ihrem Schreiben nur einige wenige Vergehen der Verantwortlichen der Spätregenmission und des Systems Spätregenmission. Sie entschuldigen sich für Dinge, die eh schon jeder wusste und die nicht mehr zu verbergen waren. Es sind aber noch viele Punkte offen, denen Sie sich noch nicht gestellt haben und die Sie bis heute totschweigen. Zugeben ist eine Sache, wiedergutmachen eine andere. Dieser zweite Schritt fehlt bis heute und es hat eher denn Anschein, dass sich die Spätregen-Mission und deren Verantwortliche mit allen Mitteln gegen eine Wiedergutmachung sträuben.
Dies führt mich zu einem Punkt, den Sie in ihrem Schreiben gänzlich ausklammern, der aber das Kernproblem der Spätregen Mission darstellt. Die Spätregen Mission und die Mitglieder aller sogenannten „Glaubenshäuser" leben nie und nimmer im Glauben, sondern sie leben auf Kosten anderer Menschen. Sie tragen nichts zu ihrem eigenen Lebensunterhalt bei, sondern lassen sich von anderen aushalten. Dies steht in krassem Widerspruch zur Aussage der Bibel des Neuen Testamentes. Paulus schreibt, dass er niemandem zur Last fallen wollte und deshalb auch selbst gearbeitet hat. (2. Thessaloniker 3) In Vers 7–9 sagt Paulus über die Arbeit: „Denn ihr kennt ja das Beispiel, dem man nacheifern sollte: Wir haben bei euch ein ordentliches Leben geführt (8) und uns unseren Lebensunterhalt von niemandem schenken lassen, sondern Tag und Nacht mit eigener Hände Arbeit mühsam unser Brot verdient, damit wir niemandem zur Last fallen,(9) obwohl wir durchaus das Recht hätten, uns von einer Gemeinde ernähren zu lassen. Doch wir wollten euch ein Beispiel geben, dem ihr nacheifern könnt."
Sie schreiben in ihrem Brief von „alttestamentlichen Regeln", die Sie mit dem neuen Testament vermengt hätten. Diese Fehler haben Sie zwar richtig erkannt. Dies bezieht sich aber nicht nur auf die religiöse Lehre der Spätregen Mission. Leider verschweigen Sie, dass die Spätregen Mission es sich auch angemaßt hat, die Bewohner der Glaubenshäuser als Priester und Leviten zu bezeichnen. Diese hatten im Alten Testament tatsächlich das Recht, vom Volk versorgt zu werden. Genau dieses System hat Jesus mit seinem Wirken aber beendet. Er hat dieses System der Sühne durch Opfer beendet, in dem er selbst zum Opfer wurde und gesühnt hat. Durch Jesus war die Geschäftsgrundlage der Priesterklasse überflüssig und die materielle Versorgung dieser gesamten Klasse war in Frage gestellt. Dies wollten die Priester nicht zulassen. Und genau aus diesem Grund haben die Priester Jesus töten lassen.
Die Frage, die Sie beantworten müssen, heißt: Sind Sie bereit, die Verantwortung für Ihre eigenen Finanzen und Ihr eigenes Leben zu übernehmen? Ist jeder Einzelne bereit, für sich selbst zu sorgen?
Dann könnten Sie endlich den Abgrund der finanziellen Vergehen der Spätregen-Mission benennen. Wie gehen Sie mit Steuerhinterziehung um? Wie gehen Sie mit Zollunterschlagung um? Wie gehen Sie mit Versicherungsbetrug um? Wie gehen Sie mit den Menschen um, die Sie zum Arbeiten nach Holland und in die Schweiz geschickt haben - diese dort aber nicht angemeldet haben, um keine Sozialabgaben zahlen zu müssen? Wie gehen Sie mit Sozialversicherungsbetrug um? Wie gehen Sie damit um, dass Sie Menschen jahrzehntelang ausgebeutet haben, indem Sie diese für sich arbeiten ließen?
In Ihrem Schreiben deuten Sie diesen Missbrauch an mit dem Satz „Auch nutzten leitende Personen zuweilen die Leistungswilligkeit der ihnen Anbefohlenen aus, um sich persönliche Vorteile oder Annehmlichkeiten zu verschaffen." Nein, nicht nur einzelne Leiter, das ganze System Spätregen Mission ist auf der Ausnutzung der Leistungswilligkeit aufgebaut. Welchem „Herrn“ dient die Spätregen Mission? Es gab viele Methoden diese „Leistungswilligkeit“ zu erzeugen, wenn sie nicht im gewünschten Maß erbracht wurde. Matthäus 6,24: „Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Wenn Sie den Film „50 Jahre Spätregen Mission" ansehen, werden Sie erstaunt feststellen, dass es in dem ganzen Film nur um die Darstellung der Organisation Spätregen Mission geht. Es werden ausschließlich die materiellen Erfolge und die materielle Entwicklung der Spätregen Mission aufgeführt. In dem Film wird diese materielle Entwicklung als Beweiß für den Segen des „Herrn" dargestellt. Nur welcher Herr ist dies? Welchem Herrn dient die Spätregen Mission?
Nun stellt sich die Frage: Was wollen Sie mit dem Entschuldigungsschreiben erreichen? Was wollen Sie mit einem Tag der offenen Tür erreichen? Was wollen Sie mit ein paar Spenden an andere Einrichtungen erreichen? Was wollen Sie mit einer Öffnung nach außen erreichen? Was wollen Sie mit einem Lobpreisgottesdienst erreichen? Was wollen Sie mit einer Anpassung an andere Gemeinden erreichen? Wollen Sie sich ein bisschen entschuldigen und ein bisschen anpassen, weil dies unvermeidbar ist? Oder wollen Sie wirklich die Wurzel allen Übels anpacken?
Lukas 19: „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht. So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige anvertrauen? Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist? Kein Knecht kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott samt dem Mammon dienen."
Sie können sich Ihre Lehrvorträge über hochgeistliche Zusammenhänge sparen. Die Kernaussagen der Bibel handeln von etwas ganz anderem. Gott bewertet einen Menschen danach, wie er sich im Alltag im Umgang mit materiellen Gütern und anderen Menschen benimmt. Bin ich ein guter Verwalter des mir Anvertrauten? Gehe ich treu und ehrlich mit dem mir Anvertrauten um? Diese Fragen muss die Spätregen-Mission, müssen Sie beantworten.
Wie sind Sie mit den Ihnen anvertrauten jungen Menschen umgegangen? Warum haben Sie einigen jungen Menschen eine Ausbildung verweigert, obwohl diese darum gebeten hatten? Warum haben die Leiter ihren eigenen Kindern aber sehr wohl die besten Ausbildungen ermöglicht? Warum haben Sie die persönliche Entwicklung von ganzen Generationen zerstört, um sie für Ihre materiellen Zwecke zu missbrauchen? Wie haben Sie ihre soziale Verantwortung wahrgenommen, junge Menschen zu entwickeln, zu fördern und zu wertvollen eigenen Persönlichkeiten zu formen? Dies alles haben Sie auf dem Altar des Mammons geopfert. Zu Ihrem eigenen Vorteil und zur Verwirklichung Ihrer abstrusen Idee, „die Brautgemeinde" zu sein, die letzte angeblich wahre und echte Gemeinde, bevor Jesus wieder kommen würde.
Warum haben Sie sich Missionsschule genannt, wenn Sie nie eine Missionsschule waren? Wollten Sie diesen Schein nur erwecken, um die Vorteile einer Missionsschule für sich in Anspruch nehmen zu können? Warum haben Sie Waren für ihre Missionshäuser unverzollt über die Grenzen geschmuggelt? Warum haben Sie Waren angeblich nach Südafrika ausgeführt, um sich die Mehrwertsteuer erstatten zu lassen? Waren, die gar nicht nach Südafrika ausgeführt wurden. Aus welchem Grund haben Sie einen verunfallten Porsche jahrelang im Köchersgrund versteckt? Warum haben Sie Überseekisten mit doppeltem Boden für den Transport von Waren nach Südafrika in der Schreinerei in Libanon bauen lassen? Von welchem Geld haben Sie teure Luxusautos für ihre Propheten gekauft? Warum haben einige Ihrer Leiter versucht, sich die Schweizer Staatsbürgerschaft zu erschleichen? Warum haben Sie für Ihre Leiter Annehmlichkeiten und Sozialversicherungsansprüche finanziert, die Sie den niederen Hausgenossen nicht zukommen ließen? Warum haben Sie für mindestens zwei Personen Rentenversicherungsbeiträge nachentrichtet und wollen dies für alle anderen nicht tun? Oder würden Sie gar zugeben, wie viele es wirklich sind, die Leistungen erhalten haben, die ihnen doch eigentlich gar nicht zustehen? Wie sieht es mit Zahlungen an die Krankenkasse aus? Gibt es Mitglieder, die gar nicht mehr in einem Glaubenshaus leben, dies aber so angeben, um eine günstigere Sozialversicherung zu erhalten? Haben Sie Gelder erhalten, die Sie nicht an die Krankenkassen weitergeleitet haben? Was machten Sie mit den Geldern, die sie gutgläubigen Menschen durch geistliche Manipulation und Prophetien aus der Tasche gezogen haben? Mit welchem Geld und mit welchem Recht haben Sie teure Europareisen, Afrikareisen, Weltreisen für einige auserwählte Mitglieder finanziert? Warum wurden in jedem Glaubenshaus geheime schwarze Kassen geführt, von denen nur die oberste Führung wusste und darüber verfügen konnte? Was machen Sie mit den Familien, denen Sie das Erbe weggenommen haben? Was machen Sie mit den Familien, die Sie entzweit und zerstört haben? Warum behaupten Sie heute, Menschen die jahrzehntelang für die Mission geschuftet haben, hätten eigentlich nichts gearbeitet und hätten quasi auf Kosten der Mission ein bequemes Leben geführt?
Was sind Ihre Absichten? Wollen Sie sich in der Öffentlichkeit gut darstellen, weil Ihr wahres Gesicht für alle sichtbar geworden ist? Wollen Sie neue Spender gewinnen? Treten Sie jetzt so auf, weil Ihre Rechtsanwälte und Steuerberater Ihnen dies so geraten haben, damit Sie Ihre Gemeinnützigkeit und ihre Steuervorteile behalten können? Hoffen Sie, sich so aus der Verantwortung stehlen zu können für all das Leid, dass Sie angerichtet und zu verantworten haben?
Das, was Sie den Menschen im finanziellen Bereich angetan haben, erfordert mehr als eine Entschuldigung. Hier geht es um echte Wiedergutmachung.
Lukas 19:8 „Zachäus aber trat hin und sprach zum Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, so gebe ich es vierfältig zurück."
Wenn Sie wirklich zu Ihrer Schuld stehen wollen und sich entschuldigen wollen, dann fangen Sie da an, wo Ihre Vergehen wirklich beginnen. Sie müssen sich entscheiden, welchem Herrn Sie dienen wollen: Gott oder dem Mammon. Beenden Sie den Betrug und die Untreue. Machen Sie wieder gut, wo Sie schlecht verwaltet, beschädigt und zerstört haben. Geben Sie zurück, was Sie gestohlen haben. Zahlen Sie ihre Steuern, Zölle und Sozialversicherungsabgaben, die Sie unterschlagen haben, zurück. Erst dann können Sie darum bitten, dass Ihnen der eine oder andere vergibt. Alles andere sind letztlich leere Worte ohne Konsequenzen.
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch den Inhalt von zwei Seiten aus einem Buch Ihrer Gründerin zu überdenken geben. Allein diese beiden Seiten zeigen in erschreckender Weise, mit welcher Einstellung die Spätregen-Mission entstanden ist. Schon die Schilderung dieses Entstehens der Spätregen-Gemeinde ist eine ungeheuere Anmaßung: Zu behaupten, in 9 Monaten sei das Kind der Spätregen-Gemeinde durch Fasten und Gebet durch den Heiligen Geist geboren, ist ungeheuerlich. Die Geburt Jesu damit nachzuahmen und zu behaupten, jetzt sei ein neues männliches Kind geboren, eine neue allerletzte Gemeinde, durch die Gott alles ausführen würde, was bisher nicht funktioniert habe, grenzt an Gotteslästerung. Die Verachtung der Tat Jesu am Kreuz durch diese Darstellung ist nicht zu überbieten. Ebenso ungeheuerlich ist die grenzenlose Überhebung über alle anderen Menschen durch das Tragen der Missionstracht in Blau und in Weiss, mit der eindeutigen Aussage, sich dadurch von dem sündigen Rest der Welt absondern zu müssen. (Siehe Anlage Seite 21 und Seite 22 aus dem Buch "Persönliche Erfahrungen der M. M. Fraser").
Wenn Sie wirklich umkehren wollen, müssen Sie handeln und nicht reden oder schreiben. Sie hätten genügend Möglichkeiten, die Aufrichtigkeit Ihrer angeblichen Umkehr zu beweisen. Sie hätten genügend Güter und Liegenschaften, um ihre Schuld zu sühnen und zu begleichen. Juristisch gut ausformulierte Briefe alleine reichen dazu nicht. Bleibt zu hoffen, dass die deutschen Gerichte Ihnen Ihre Grenzen aufzeigen.
Michael Reiter im Januar 2015
|